Städtebauliche Zukunft des Ortes Finnentrop

„Unbehagen und Niederlagen“ – so lautete der Titel eines Reiseberichtes der FAZ über eine Zugfahrt durch das Sauerland im Jahre 2006. Bernd Eilert berichtete über seine Erfahrungen und Eindrücke während einer mehrtätigen Reise durch eine der landschaftlich reizvollsten Gegenden unseres Landes.

Leider beginnen und enden Zugreisen meist immer an einem Bahnhof und der erste Eindruck, den ein Reisender von einem Ort erhält, ist der des Bahnhofs und des Bahnhofsviertels. Seinerzeit kam Eilert in Finnentrop an und gab dem Ort, wenig überraschend, das niederschmetternde Prädikat „Endhärte“.

  • Was hat sich seitdem getan?

    Nachdem man sich dazu entschlossen hatte, das alte Bahnhofsgebäude abzureißen und durch einen Kombibahnsteig zu ersetzen und die Ansiedlung eines Discounters und eines dreigeschossigen Geschäftsgebäudes zu realisieren, gingen die Arbeiten erst sehr zögerlich voran. 2007 begann man mit dem Abriss des Bahnhofs, im April 2010 wurde der Discounter bezugsfertig und nach den Sommerferien 2010 begann der Bau des Kombibahnsteigs. Nach dessen Fertigstellung soll dann der neue Busbahnhof erstellt werden.2008/2009 wurde das Gebäude der alten Bahnmeisterei mit Mitteln des Konjunkturpakets 2 renoviert und ein kleiner Wartesaal und eine Pizzeria dort untergebracht.

    Diese Neuordnungspläne im Bereich der Tallage Finnentrop wurden gerne als Heilsbringer angepriesen. Die arg gebeutelte ehemalige Einkaufsmeile an der Bamenohler Strasse sollte durch die Ansiedlung eines so genannten „Frequenzbringers“ wieder belebt werden. Sämtliche Bedenken wurden vehement zurück gewiesen und Kritik an dem Vorhaben in bekannter Finnentroper Art und Weise als haltlos abgetan.

    Nun, ein halbes Jahr nachdem der „Frequenzbringer“ eröffnet hat stellt sich die Frage, ob die Kritiker dieses Projektes nicht doch ein wenig Recht hatten.
    Eine positive Auswirkung der im Rathaus entwickelten und hochgepriesenen Neuordnung der Tallage lässt auf sich warten, die mitgebrachte Frequenz des Discounters ist eher gering. Im neu erstellten Geschäfthaus stehen seit Monaten zwei Etagen leer. Nachfolgend existiert sogar eine Beschlussvorlage, den bedrückenden Leerstand mittels eines „Entertainmentcenter“ zu beseitigen. Ob nun eine solche Spielhalle mit einer Fläche von 400 qm einen positiven Effekt auf den alten Ortskern von Finnentrop ausübt, ist mehr als fragwürdig und kommt einem städtebaulichem Offenbarungseid gleich! "Was in Entertainmentcentern geschieht, hat mit Unterhaltung nichts mehr zu tun, da geht es um reine Zockerei", so die Aussage der Wissenschaft! In Konsequenz ist zumindest seitens der SPD Fraktion beabsichtigt, die Tallage aufzuwerten und nicht durch eine Großraumspielhalle zusätzlich zu belasten.

    Und es kommt noch schlimmer. Wie zu befürchten war, schließen weitere alteingesessene Einzelhandelsgeschäfte im alten Ortskern von Finnentrop für immer ihre Pforten und die Anzahl der leerstehenden Geschäftslokale in diesem Bereich nimmt erschreckende Ausmaße an. So sind z. Zt. sage und schreibe auf einer Länge von nicht mal 1000 Metern 15 Ladenlokale vakant.
    Wenn nun in Kürze der in Bahnübergangsnähe gelegene Drogeriemarkt „Schlecker“ und das gegenüber dem zukünftigen Busbahnhof gelegene Fleischerfachgeschäft Metten schließen sollten, wird die Tristesse im Einzelhandel an der Bamenohler Strasse in Finnentrop weiter an Fahrt gewinnen und die Attraktivität des Bereiches einen neuen Tiefpunkt erreichen.

    Offensichtlich traut der örtliche Einzelhandel der vollmundig propagierten Neuordnung nicht die nötige Ausstrahlung zu, den eine städtebauliche Maßnahme in diesem Bereich hätte bewirken müssen.

    Da aber der Bereich rund um den Kombibahnsteig (früher als Bahnhof Finnentrop bezeichnet) als Aushängeschild nicht nur für den Ort sondern für die gesamte Gemeinde Finnentrop gilt, muss dringend durch geeignete städtebauliche Maßnahmen nachgebessert werden.

    Das negative Image der Gemeinde Finnentrop wird zunehmend mit der fehlenden positiven Entwicklung entlang der B 236 in der Tallage Finnentrop in Verbindung gebracht.
    Aber nicht nur im Bereich der Tallage scheint das Kind in den Brunnen gefallen zu sein. Auch die Belegung der Geschäftslokale rund um das Rathaus im Finnentroper Oberstübchen lässt zu wünschen übrig. Weitere sechs Ladenlokale stehen in diesem Bereich leer.
    Um eine Trendwende herbeizuführen, wird man im Rathaus nicht an einer aktiven Wirtschaftsförderungspolitik zur Stärkung des örtlichen Einzelhandels vorbei kommen.
    Ein erneuter Reisebericht mit der gleichen Wertung des Eindrucks von Finnentrop, wie der von Bernd Eilert, wäre ein Armutszeugnis für die vor Ort Verantwortlichen.